Bericht der WAZ / …Opernhaus 2020

Prinzengarde bietet grandiose Inszenierung
Närrisches Traditionskorps führte einmal mehr erfolgreich im Stadttheater Regie. Was bei der Prunksitzung des Karnevalsvereins besonders gut beim Publikum ankam

Wenn im Theater der Stadt Hunderte Leuchtstäbe geschwenkt werden, wenn ein großer Teil des Publikums so verkleidet ist, als wollte es gleich selbst auf der Bühne auftreten und wenn bei musikalischen Darbietungen aus Leibeskräften mitgesungen werden darf, dann führt im Musentempel am Opernplatz wieder die Prinzengarde Regie.

Einmal mehr bot das Traditionskorps bei seiner Prunksitzung ein hochwertiges Programm, das im gut besuchten Theater bestens ankam. Das Kunststück, bei einer Karnevalssitzung ohne Speis und Trank die in Reih und Glied sitzenden Zuschauer in Stimmung zu bringen, gelang auch in der aktuellen Inszenierung des lachenden Opernhauses, das von Karnevalsfreunden ebenso besucht wird wie von Abonnenten des Theaters.

Zum Auftakt strapazierten die „Huusmester vom Bundestag“ die Lachmuskeln. In einem klassischen karnevalistischen Zwiegespräch mit musikalischen Einlagen nahmen die beiden Humoristen die große Politik auf die Schüppe. Alte Volksweisen bekamen da einen ganz neuen Sinn: „Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsere weit und breit, regiert von Blinden, Unter den Linden, in Handarbeit.“

Gardetanz mit akrobatischem Einschlag boten die „Westerwaldsterne„. Das Ensemble aus Uckerath zeigte atemberaubende Hebe- und Flugfiguren. Eine Fülle geistreicher Pointen bot Schnellsprecher Ludger K. „Wir haben jetzt das Jahr 2020. Ist ihnen schon einmal aufgefallen, dass die meisten Science Fiction inzwischen in der Vergangenheit spielen?“ Der „Berufsjugendliche im Ruhestand“ bedauerte das Scheitern des Musicals „Wallace“. Allerdings hat er auch eine pfiffige Erklärung, warum das mit dem in der Nähe des Rotlichtviertels liegenden TaM irgendwie nie richtig klappte. „In den Namen sollte ja unbedingt eine Ortsangabe mit hinein. Aber wer kennt denn schon außerhalb Duisburgs das Marientor? Das hätte sich ganz anders entwickelt, hätte man es gleich Theater an der Vulkanstraße genannt.“

Prächtig für die Bühne des Theaters geeignet war auch „Dä kölsche Tenor“ Tino Selbach. Stimmgewaltig brachte er jecke Gassenhauer aus mehr als hundert Jahren zu Gehör, darunter Lieder von Willi Ostermann, August Schnorrenberg und Karl Berbuer. Und aus Puccinis „Nessun dorma“ wurde kurzerhand „ne kölsche Jung“. Großartig!

Nach der halbstündigen Pause – einzige Gelegenheit zum Ausgleich des Flüssigkeitshaushaltes der Besucher – bewiesen die „Albatrosse“, dass sie Profis sind. Sie behielten beim Kampf mit der Technik, die nicht mitspielen wollte, die Ruhe und die Oberhand. Die behielt auch der ungemein akrobatische Comedian Georg Leiste bei seiner brüllend komischen Auseinandersetzung mit klassischer Opernliteratur, Barhockern und Garderobenständern.

Und Bauchredner Andreas Römer machte zum Abschluss des Programms gleich drei Vorstandsmitglieder der Prinzengarde zu Bühnenstars. Statt der sonst in dieser Unterhaltungszunft üblichen Puppen ließ er Präsident Helmut Kellermann, Kommandeur Michael Reinbold und Zahlmeister Kai-Uwe Otto sprechen.

Lob für Boos und Jansen
Ein Kompliment muss man Michael Boos, dem langjährigen Literaten der Prinzengarde für die Zusammenstellung des Programms machen. Und Lob gebührt auch Michael Jansen. Der Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karneval und frisch gebackene Ehrenrittmeister der Prinzengarde absolvierte seine Premiere als Sitzungspräsident im Theater absolut souverän.

Am Ende des Programms richtete Jansen seinen Blick zum Bühnenhimmel und erinnerte an jene beiden verstorbenen großen Karnevalisten, die vor ihm den Vorsitz im Opernhaus führten: „Lieber Wolfgang Hübner, lieber Alexander von Schwerin: Ich hoffe, ich habe euch würdig vertreten.“ Das Publikum beantwortete das mit einhelliger Zustimmung.

WAZ/Bodo Malsch

 

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